Meine Sängerkollegin Ulita Knaus hatte die Möglichkeit, in einem Projekt mit dem fantastischen Musiker Bobby McFerrin zu arbeiten. Ein absoluter Traum. Als ich sie danach fragte, wie es denn mit ihm gewesen sei, erzählte sie mir, dass er ein sehr demütiger und freundlicher Mann sei, mit dem es sich sehr gut arbeiten liesse. Er habe natürlich einen hohen Anspruch, aber es sei sehr inspirierend. Dabei ist Bobby McFerrin weltberühmt! Er ist ein exzellenter Musiker, aber hat er wegen seiner Haltung zu anderen vielleicht auch deshalb so viele Möglichkeiten und Aufstiegschancen gehabt?
Ist der Ruf erst ruiniert…
“Ist der Ruf erst ruiniert, lebt es sich recht ungeniert.” Die Klatschpresse lebt davon, dass viele Menschen (sei es A, B oder C Prominente) dies als Wahrheit ansehen. Aber hilfreich, um eine ernsthafte Karriere oder verschiedene Möglichkeiten als Sänger wahrzunehmen, ist sie nicht. Und dies gilt nicht nur im professionellen Bereich, sondern auch in der noch so kleinsten Kapelle, in der musiziert wird.
Ein Ruf in der musikalischen Welt kommt durch die eigene Einstellung und die Wahrnehmung der anderen zustande, d.h. meine Arbeitseinstellung + wie ich bei den anderen rüberkomme= schlechte oder gute Zusammenarbeit in der Musik
Leider ist unsere Einstellung durch die Klatschpresse in sofern voreingenommen, dass die Welt den Künstler an sich als faul, sensibel, cholerisch, unzuverlässig u.s.w. ansieht. Dabei ist es nicht die Regel, dass Rockmusiker Fernseher aus dem Fenster werfen, aber disziplinierte Musiker wie Sting geben einfach nicht so viel her um in der Boulevardpresse zu erscheinen.
Ich will Spass, ich will Spass…
Es gibt viele, viele gute Sänger, aus denen Mitmusiker wählen können. Und wenn sie zwischen zwei SängerInnen wählen können, von denen die eine schon den Ruf von Starallüren und die andere den Ruf eine hohen Arbeitsmoral hat, kannst Du Dir denken, wer wahrscheinlich für den Job angerufen wird.
Ich muss da immer an einen Gig bei einer Firmenfeier im November letzten Jahres denken, wo neben meinem Duo noch andere Musiker gebucht worden waren. Als Musiker muss man immer sehr viel warten, das gehört einfach zum Job dazu, und bei netten Gelegenheiten darf man bei den Gästen sitzen und sich beim Buffett bedienen. So sassen wir als Musiker zusammen und unterhielten uns; und anstatt wie allzu häufig auf egozentrische Musiker zu treffen, mit denen ich ich auf keinen gemeinsamen Zweig komme, waren es sehr angenehme und unterhaltsame Konversationen, die das Warten verkürzten. Sollte ich nun für einen Job einen Saxophonisten brauche, würde ich auf jeden Fall einen von den beiden anrufen. Einfach, weil sie angenehme Persönlichkeiten hatten und ich mit Leuten zusammen arbeiten möchte, mit denen ich auch Spass haben kann.
5 Charakteristiken eines erfolgreichen Sängers
Es sind 5 einfache Kriterien, wie ich es erreichen kann, neben vielleicht besseren Sängern mit schlechter Arbeitsmoral bestehen zu können und vielleicht sogar mehr Musikmöglichkeiten bekommen kann.
Und da es nichts Neues unter der Erde gibt, habe deshalb ich diese 5 Charakteristiken aus dem Englischen von dem Anhang aus dem Buch “The complete guide to teaching Vocal Jazz” von Steve Zegree (Amazon Partnerlink) übernommen.
Pünktlichkeit bei Proben und Auftritten. Gib Dir genügend Zeit um nicht nur 5 Minuten vorher da zu sein, sondern lieber 15 Minuten, damit Du nicht abgehetzt bist, sondern vielleicht sogar schon mit dem Aufbau zu beginnen.
Vorbereitung und Organisation. Kenne die Stücke. Hab sie am Besten in einer Mappe sortiert. Hab einen Bleistift zur Hand und immer genügend Kopien, wenn Du mit einer Band ein neues Stück übst.
Professionalität. Sei freundlich, angenehm und unterstützend zu Deinen Musikerkollegen. Bedanke Dich bei ihnen, denn sie sind keine Begleiter, sondern vollwertige Mitmusiker, denen Respekt entgegen gebracht werden muss. So kann jede noch so anstrengende Probe zu einem Vergnügen und viele Frustrationen vermieden werden.
Kooperation. Deine Musikerkollegen haben auch Ideen zu den Stücken, die ihr spielt. Nimm die Vorschläge ernst und tue sie nicht mit einer Gleichgültigkeit ab. Es gibt sehr wenig Intoleranz gegenüber Diven, die sich selbst als die höchste aller Instanzen ansehen.
Persönlichkeit. Ein Auftritt kann von 5 Minuten bis 2 Stunden dauern, die längste Zeit verbringt man aber mit den Musikern beim Proben und beim Warten vor der Auftritten hinter der Bühne.
Was ist deine Persönlichkeit?
Lachst Du gerne?
Bist Du eher grantig in Deiner Gemütshaltung oder positiv?
Redest Du gerne und viel Negatives über andere Menschen? Es ist wichtig als Sänger, ein Mensch zu sein, mit dem andere gerne zusammen ist. Und gerade Lästern ist eine Grundeinstellung, die die Atmosphäre von Grund auf ins Negative zieht.
Denn selbst wenn man den Ruf hat, einer der besten Sänger der Stadt zu sein, können die ABER’s hinderlich zum Erfolg sein:
aber sie ist immer unpünktlich
aber sie ist immer nur auf sich fixiert
aber sie behandelt ihre Mitmusiker als Bürger zweiter Klasse
Musiker möchten lieber mit denjenigen arbeiten, die vielleicht die zweitbesten Sänger sind, aber mit denen das Arbeiten Spass macht. Denn Proben und Auftritte können unendlich lang werden, wenn die Atmosphäre nicht stimmt.
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Stage Bound: Singen Lernen für die Bühne und Tonstudio
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