lampenfieberWenn ich vor einem Auftritt aufgeregt bin, muss ich ständig auf die Toilette rennen. Andere bekommen Schweißausbrüche,  trockener Mund, Durchfall, Herzrasen, zittern oder werden vergesslich. Alle Symptome sind die Folge einer unkontrollierten Adrenalinausschüttung. Das ist das sogenannte Lampenfieber, das jeden schon in der einen oder anderen Weise befallen hat. In einem Artikel von der Zeit – Wissen 2010  wird geschrieben, dass Lampenfieber von der Angst kommt, negativ bewertet zu werden. Also, wie gehe ich mit meiner Nervosität um, damit mein Singen davon nicht beeinflusst wird?

Meine eigene Geschichte

Wenn Du mich vor 15 Jahren gesehen hättest, als ich in einem Rhetorikkurs an der Uni einen 5 Minuten langen Vortrag halten musste  (mit Kamera- Überwachung), hättest Du vor Mitleid mit mir mitgeweint: Ich war so unsicher, dass ich mich immer nur verhaspelte & keine klaren Sätze sprechen konnte. Ein absolutes nervöses Wrack! In der Musik war es ähnlich: Bei einem Klaviervorspiel musste ich mitten im Stück abbrechen, weil ich vor lauter Blockade nicht mehr wußte, wie es weiterging. Und dann erst die Jamsessons, auf die ich jahrelang ging: Ein Zittern in der Stimme, gesenkte Augen oder starr auf den Notenständer gerichtet, bis hin zum Versagen der Stimme. Das schlug natürlich auch auf mein Selbstvertrauen.

Trotzdem machte ich immer weiter und stellte mich neuen Herausforderungen. Warum? Weil ich Singen lernen wollte! Inzwischen bin ich in neuen Situationen immer noch nervös, aber ich erwarte Lampenfieber auch schon und kann so besser mit der Nervosität umgehen. Es gibt 5 Dinge, die mit dabei helfen:

5 Tipps gegen Lampenfieber

  1. Songs intensiv vorbereiten: Häufig denke ich: Das klappt schon, ich muss nicht so ins Details gehen. wir spielen das einfach so kurz an, den Text lese ich einfach ab…- NEIN! Nichts bringt mehr Futter für Lampenfieber als schlecht vorbereitete Songs. Ich habe dazu einen anderen Blogpost geschrieben, wie Du Lieder gründlich lernen kannst.
  2. Eine positive Sicht des Publikums haben: Dein Publikum ist Dein Freund und nicht Dein Kritiker. Der allgemein gängige Tipp, Dir das Publikum nackt vorzustellen, finde ich ziemlich unkonstruktiv, stattdessen betrachte mein Singen eher als eine Konversation mit einem Freund.
  3. Umgehe zeitlichen Stress: Plane ausreichend Zeit vor einem Auftritt ein, um Dich mit Raum, Technik, Bühne und Musikern vertraut zu machen. Singe Dich genügend ein, stretche, mach Dich rechtzeitig fertig und singe die Lieder an.
  4. Unterbinde überhöhte Erwartungen an Dich: Meistens sind wir Sänger selber die größten Kritiker. Und doch verursachen (häufig unbewußte) Erwartungen große Verspannungen im Körper, die sich dann wieder auf die Stimme auswirkt. Wenn Du das allererste Mal vor anderen Leuten singst, kannst Du nicht erwarten, so relaxt wie Norah Jones den Song rüberzubringen. Das Gegenteil der negativen Erwartung ist auch nicht besser, sich innerlich klein zu machen und so nicht aus sich rauszukommen. Du kennst Dich selber am Besten, und weißt, woher Du stimmlich kommst, welchen Weg Du bisher gegangen bist und wozu Du fähig bist.
  5. Erwarte Fehler: Jeder, aber auch jeder Musiker macht Fehler. Der Unterschied zwischen erfahrenen und unerfahrenen Sängern ist, dass man sie nicht bemerkt. unerfahrene Sänger zeigen sie in ihrer Gestik, Mimik oder auch durch Worte, dass etwas falsch gelaufen ist, der erfahrene überspielt sie mit einem Lächeln oder einer charmanten Ansage. Denn dies macht Dich noch sympathischer!

Der wichtigste Tipp gegen Lampenfieber

Eine befreundete Sopranistin gab mir folgenden Tipp, der mein gesamtes Singen vor anderen Menschen veränderte. Anstatt mich selber beweisen zu müssen, wurde der Fokus auf die anderen gerichtet.

Sieh Dein Lied als Geschenk ans Publikum & verschenke Dich selber in dem Lied.

Denn darum geht es doch beim Singen: Andere zu beschenken. Auch wenn Fehler gemacht werden oder ich vielleicht noch nicht so klinge wie Adele, so kann ich meinem Zuhörer ein paar schöne Minuten mit meinem Lied bescheren. Und so mich vor einem Auftritt darauf freuen und meine Angst vor dem Versagen in den Griff bringen.

Wenn meine 6- jährige Tochter mir ein Bild schenkt, an dem sie lange gearbeitet hat, werde ich dies nicht mit Bildern von Van Gogh vergleichen, sondern mich über das Geschenk freuen und an den Kühlschrank hängen. Genauso, wenn Du erst in den Anfängen des Singens bist, aber mit ganzer Freude und Leidenschaft das Lied vorträgst, wird kein Zuhörer Perfektion erwarten, sondern sich an einen Emotionen erfreuen.

Deshalb folgende Fragen zur Reflektion für Dein eigenes Lampenfieber:

  1. Warum habe ich Angst?
  2. Wen will ich beeindrucken?

P.S: Noch ein kleiner Tipp von Sänger zu Sänger: Auf der Bühne auf das eigene Lampenfieber hinzudeuten oder gar zu sagen, das es bestimmt ganz schrecklich wird, weil man solche Angst hat, kommt gar nicht gut an. Dem Publikum ist das nämlich eigentlich egal und solche Kommentare zerstören die freudige Erwartung!

Hier ist noch ein Filmtip zu einer Doku rund um das Lampenfieber: 

https://www.stagebound.de/filmlampenfieber

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