LesMiserables1(350)

Endlich, endlich habe ich es geschafft, mir “Les Miserables” im Kino anzuschauen und wurde kein bißchen enttäuscht. 3 Stunden Gesang von Schauspielern, einfach der Wahnsinn! Zwar bin ich kein wirklicher Musicalfan, kannte das Buch nicht  (das wird sich ändern), aber hatte schon so viel über die einmalige Performance von Anne Hathaway gehört und gelesen, dass ich eine richtige Erwartungshaltung aufbaute. Und es ist sonnenklar, warum sie den Oscar gewonnen hat: Ich konnte ihre Schmerzen nicht nur sehen, sondern richtig mitfühlen.

Wie hat sie das geschafft? Und was kann ich davon in meine eigene Lieder mitnehmen?

3 Dinge, die ich von Anne Hathaway lernen kann

1) Etwas wagen

Gegen die Norm gehen. Das Lied “I dreamed a dream” ist ein Klassiker und wurde schon von vielen, vielen Sängern gesungen. Vielleicht kennst Du auch das Casting von Susan Boyle, die bei “GB has Talent” damit erfolgreich aufgetreten ist, man aber kein bisschen den Text versteht. Es geht um den schönen Gesang, aber nicht um die Geschichte dahinter.

Anne Hathaway traut sich, gegen die Norm des Schönen zu gehen und sich für die Hässlichkeit, für verwackelte Töne, für die Inbrunst zu entscheiden, für die sie am Anfang erst kritisiert und dann später gefeiert wurde. Sie wagte etwas und gewann. Hätte aber auch schief gehen können. Wann habe ich das letzte Mal etwas im Singen gewagt?

2) Einsatz

Anne Hathaway sollte die Rolle nicht bekommen, weil sie angeblich zu jung war. Anstatt aufzugeben, setzte sie sich ein, hungerte (angeblich mit einem Cracker am Tag), liess sich die Haare vor der Kamera abschneiden, hat die Rolle bis ins unendliche studiert. Das ist ein full-time Job, und sie hat Glück, dass sie damit viel Geld verdient. Wie viel Einsatz zeige ich beim Einstudieren eines neuen Liedes?

3) Überzeugt

Anne Hathaway ist keine Anfängern, weder im Singen noch im Schauspiel, und erscheint in Interviews als eine zweifelnde Person, die versucht, das Beste zu geben. Aber auf der Leinwand überzeugte sie mich in der Rolle der verzweifelten Mutter, die alles für ihr Kind geben wollte. Und sie hielt nichts zurück.

Was im realen Leben als übertrieben gelten würde, ist auf der Bühne gerade gut genug, wenn sie auch vom Sänger gefühlt werden. Wann habe ich mein gesungene Lied so wirklich körperlich gespürt?

5 Tipps um leidenschaftlicher Singen zu lernen

1) Dem Lied Farbe geben

und nicht beim schönen Singen stehen bleiben. Russel Crowe, der den Bösewicht in Les Miserables spielt, konnte seine Passagen gut singen, aber keine wahren Emotionen zeigen. Sie klangen gut, blieben aber im Vergleich zu Hugh Jackmann fade und grau.

Für mich heißt das: Wage Dich vom schönen Singen weg, damit die Schönheit wieder mehr aufblitzen kann, wenn es der Song erfordert. Immer die gleiche Farbe beim Singen zu benutzen kann auf die Dauer ganz schön langweilig sein, besonders für den Zuhörer. Denn die Abwechslung, die Gegensätze bergen ungeahnte Tiefen.

Das heißt nicht, die Technik ausser Acht zu lassen, aber vielleicht doch mal versuchen, neben verschiedenen Dynamiken, Gegensätze und Kontraste aufzubauen, zerbrechliche Passagen gegen starke zu setzen, und den Zuhörer musikalisch zu überraschen.

2) Das Lied reden lassen

Das heißt nichts anderes, als den Text ernst zu nehmen. Sich in seine Botschaft zu vertiefen, alle Worte zu verstehen aussprechen zu können, so dass der Zuhörer ihn auch verstehen kann. Eine Geschichte mit dem Lied zu erzählen.

Heutzutage steht die Melodie meist mehr im Vordergrund als der Text, aber ist nicht die Einheit von beidem, was den anderen im Innersten aufwühlt und nicht losläßt? Klar, nicht alle Texte eignen sich dazu, weil sie einfach zu flach sind, aber ist es dann wirklich das passende Lied für mich?

3) Das Lied atmen lassen

Pausen gehören mit in den musikalischen Vortrag. Das ist nichts Neues, aber im Zeitalter von überladenen Runs und Adlibs ist es etwas Besonderes, Pausen bewußt in das Lied einfliessen zu lassen. Pausen einzusetzen heißt jedoch nicht, die Spannung loszulassen und sich auszuruhen, oder sogar sich schon gedanklich auf das nächste einzustellen, sondern dem Gesungen “nachzuspüren” und so der Melodie und dem Text mehr Raum zu geben.

Mehr Noten heißt nicht immer auch gleich besser.

4) Kraftvoll eine Phrase beenden

Kraftvoll heißt nicht laut, und es heißt auch nicht drücken oder gar zu pressen, sondern die Spannung von Anfang bis Ende einer Phrase zu halten. Dies ist nicht abhängig von der Lautstärke, sondern von der Intensität des Gesungenen. Dafür brauchst Du genügend Atem, um dies auszuhalten, und dies kommt durch eine gut eingesetzte Stütze.

Bei Tönen, die Dir leicht fallen, ist eine geringere Stütze ( Widerstand des Tons) notwendig als bei z.B. hohen Tönen. Aber egal welche Tonhöhe und welche Lautstärke: Trantütig darf der Ausdruck nie werden, sondern bis zum Ende des gesungenen Tons bewußt beim Ausdruck bleiben und manchmal sogar überdeutlich die Vokale in ihren Sounds aussprechen.

5) Risiken eingehen

Leidenschaft basiert auf guter Technik. Und Leidenschaft geht Risiken ein, baut der Langeweile vor und versucht, die Extreme einzusetzen.

Hast Du Les Miserables schon gesehen? Ging Dir der Film und manches Singen genauso unter die Haut oder fandest Du das Ganze einfach nur aufgesetzt? Was sind Deine Tipps zum leidenschaftlicheren Singen? Ich freue mich auf Kommentare von Dir.

Wir verwenden Cookies, um Ihnen die beste Online-Erfahrung zu bieten. Mit Ihrer Zustimmung akzeptieren Sie die Verwendung von Cookies in Übereinstimmung mit unseren Cookie-Richtlinien.

Privacy Settings saved!
Datenschutz-Einstellungen

Wenn Sie eine Website besuchen, kann sie Informationen über Ihren Browser speichern oder abrufen, meist in Form von Cookies. Steuern Sie hier Ihre persönlichen Cookie-Dienste.

Diese Cookies sind für das Funktionieren der Website notwendig und können in unseren Systemen nicht abgeschaltet werden.

Zur Nutzung dieser Website verwenden wir die folgenden technisch notwendigen Cookies
  • wordpress_test_cookie
  • wordpress_logged_in_
  • wordpress_sec

Alle Cookies ablehnen
Alle Cookies akzeptieren