warnung an alle Sänger

Wenn ich unterrichte, werde ich leicht sehr leidenschaftlich. Häufig gebe ich alles, so dass ich danach erst einmal eine Erholungsphase auf dem Sofa brauche. Einfach weil es mir wichtig ist, dass meine Schüler erkennen, wie individuell und einzigartig ihre Stimme ist. Verbunden mit unserer Persönlichkeit, gibt es kein Instrument, das genauso klingt wie das unsere.

Aber es gibt ein Gift, das wir regelmäßig trinken und anderen zu trinken geben, das langsam uns in unserer Einzigartigkeit zerstört.

Es so allgegenwärtig in der Musikszene, in Chören und sogar unter Freunden, es wird gepuscht durch die TV- Castingshows und die perfekten CD- Produktionen, so dass es eigentlich gar nicht mehr auffällt, weil es jeder macht.

Das süße Gift des sich Vergleichens.

Es gibt ein Zuckerersatzmittel mit dem Namen Apartam (E951), das in unserem Körper beim Zerlegen in giftige Substanzen aufgespalten wird. (Ich bin keine Ernährungswissenschaftlerin und berufe mich hier auf fremdes Wissen, aber der der Vergleich bietet sich einfach an). Dieser Zucker soll in allen möglichen schönen und unschönen Diätgetränken zu finden sein.

Das, was wir trinken, schmeckt wirklich gut. Aber es kann sich, wie Zucker im Allgemeinen, zum langsamen Tod für Zähne und weitere Teile des Körpers auswirken.

Vergleichen ist genau giftig.

Als ich an der Hochschule für Musik und Theater in Hamburg studiert habe, habe ich wie nie zuvor (und auch danach) so viel unterschwelliges Gift erlebt, das nicht nur von seitens der Studenten kam, sondern auch von vielen Professoren.

Dieses Gift des sich Messens und untereinander Vergleichens hatte sich lange unbemerkt in meinem Denken und Verhaltensweisen eingelagert.

Ist es bei Dir auch so?

Warum hören wir nicht endlich auf mit diesen Kindergartenspielen und trinken etwas viel Besseren.

Aber um dies tun zu können, müssen wir erst einmal herausfinden, ob Du im Club der Giftspritzen bist.

Du weißt, dass Du das Gift geschluckt hast…

1. … wenn Du Dich beim Singen von aussen beobachtest

Bist Du im musikalischen Sinne auch so perfektionistisch wie ich veranlagt? Wir denken vielleicht, dass es gut ist, weil kein anderer kritischer sei als wir selber. Aber letztendlich ist es eine Ausrede, niemals mit etwas zufrieden zu sein.

Wenn Du Dich beim Singen nicht im Moment fallen lassen kannst, sondern Dich weiterhin ausserhalb des Proberaums kritisch anylsierst, kannst Du sicher sein, dass Du das süße Gift des Vergleichens tief in Dir hast.

2. …wenn Du Dich mit anderen bei ihrem Singen (auch innerlich) misst

Konzentrierst Du Dich auf das Singen des anderes, wenn er vorsingt oder mit Dir singt? Oder Hörst Du nur mit halben Ohr hin und misst Dich gleichzeitig mit dem Sänger?

“Oh, der singt das Lied so toll. Das werde ich nie so können.”

“Man, der singt die Töne aber schief. Warum weiß er denn nicht, dass er das nicht kann? Ich würde das viel besser machen an seiner Stelle.”

Wenn Du Dich mit anderen vergleichst, können nur zwei Dinge herauskommen:

  1. Entweder bist Du besser als der andere und kannst so stolz auf den anderen herabschauen.
  2. Oder der andere ist besser und Du ziehst Dich mit Selbstzweifeln zurück.

So kann es eigentlich keine Gewinner geben. Es kann sogar die Freude am gemeinsamen Singen oder am Singen im Allgemeinen durch Arroganz oder Minderwertigkeitsgefühle zerstören.

3. …wenn Du Angst hast, Dich auszuprobieren

Kreativität erfolgt in der Freiheit. Und wir Sänger müssen uns ausprobieren um unseren Stil zu finden, unsere Persönlichkeit zu zeigen, um überhaupt regelmäßig zu üben und Neues zu schaffen.

Das Gift im Messen mit anderen, das ständige Vergleichen und Beurteilen, saugt den Mut und die Kreativität aus uns heraus, weil wir immer im Hinterkopf haben:

“Was sagen die anderen, wenn ich das mache?”

Wie willst Du so frei und mutig singen können?

Was kann ich tun um mich zu entgiften?

Was kann ich tun, um nicht nur zu entgiften, sondern um zur vollen Entfaltung zu kommen?

Hast Du Dein Glas für ein neues, besseren Getränk in der Hand?

1. Werde zum Geber anstatt zum Nehmer

Dieses Gegengift geht komplett gegen den Strich unserer “immer mehr haben wollen” Kultur:

Sei großzügig mit positivem Kommentaren.

Nicht nur zu Deinen Freunden, sondern auch zu Deinen Konkurrenten.

Werde zu einer SängerIn,

  • die andere Sänger einlädt, mit Dir Musik zu machen
  • den Vortritt läßt
  • gemeinsam Projekte plant,
  • sich über den Erfolg des anderen freut
  • zu Konzerten anderer einlädt
  • die Musik anderer weiterverbreitet
  • ehrliches und konstruktives Feedback verteilt (auch Dir selber gegenüber)

2. Finde die versteckten Gründe heraus

Jeder hat unterschiedliche Gründe für das Vergleichen mit anderen, weil wir auch alle unterschiedliche Lebensgeschichten haben.

Warum laufen diese innerlichen Vergleiche ab?

Was steckt wirklich dahinter?

Frage Dich selber mal oder auch eine gute Freundin oder Verwandten, was sie davon halten:

  • Benutzt Du die Musik, um herausstechen zu können und Anerkennung zu bekommen?
  • Fühlst Du Dich eigentlich nie gut genug?
  • Benutzt Du die Musik um zu manipulieren?
  • Wenn Du ab heute nicht mehr Singen könntest, was würde von Dir übrig bleiben?

Diese Lügen müssen und können wir bekämpfen. Nicht nur um bessere Sänger zu werden, sondern um die Person zu werden, die wir eigentlich sein sollen.

Ausserdem wird dies Dir eine Menge an Material und Emotionen geben, über die Du singen kannst…
Wenn andere über ihre persönlichen Kämpfe singt, inspiriert das uns ja auch, oder?

3. Verändere Deine Welt um Dich herum

Stell Dir eine Arbeitsatmosphäre z.B. in Deinem Chor vor, wo nicht aufeinander herumgehackt und kritisiert wird, sondern wo gemeinsam hart gearbeitet und der einzelne motiviert wird.

Ich bin inzwischen so weit, dass ich nur noch mit Leuten zusammen arbeiten möchte, mit denen ich menschlich gut klarkomme, wo bei den Proben eine Arbeitsatmosphäre herrscht, die von Respekt zum anderen beeinflusst wird.

Vor einigen Jahren Co- leitete ich einen Gospelchor, der zwar musikalisch fit war, aber gespickt war mit Grüppchenbildung und Lästereien, so dass ich frustriert das Handtuch warf.

Lasst uns zu Sängern werden, die dem fiesen Konkurrenzkampf innerhalb unseres Einflusses den Garaus machen und so es anderen erleichtern, mit uns schöne und inspirierende Musik zu spielen.

Ich habe hier einen kostenlosen Download von Songplayback und Noten von “House of the rising Sun” für Dich bereit gestellt. Damit kannst an Dir selber beim Aufnehmen lernen, konstruktives und positives Feedback zu geben.

“House of the Rising Sun” Playback runterladen

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Foto: Surprise von Johan Viirok

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