Wir waren auf dem Weg zu einem netten Abend ohne Kinder bei unseren Freunden. Ich schaltete das Radio an, erst Hamburg Radio, was ich nicht ausstehen konnte, und dann zu Deutschland Radio Kultur.
Ah, ein Jazzkonzert.
Die Sängerin war okay, ein wenig zu affektiert für mein Geschmack. Aber da wir fast da waren, hörte ich es weiter an. Doch gerade als BJ parken wollte, kam ein Song zum Ende und die Sängerin moderierte den nächsten Song an.
BÄM!
Ich war komplett gefesselt.
:::::::::: Während der Pianist das Intro zum nächsten Lied spielte, erzählte die Sängerin eine Geschichte, mit warmer Stimme, und nahm mich als Zuhörer mit hinein.
Ich wollte eigentlich gar nicht aussteigen, sondern ihr immer weiter zu hören.
So etwas in einem Konzert- ich war komplett geflasht.
Und ich dachte sofort: Ich will genau DAS von ihr lernen.
Später habe ich dann auf durch Google und Youtube ihren Namen und auch das passende Konzert gefunden: Sie ist die Tochter der bekannten Jazzsängerin DeeDee Bridgewater, ihr eigener Name ist China Moses.
Sie hatte mich nicht mit ihrem Gesang umgehauen.
Sondern mit etwas, was selten in Jazzkonzerten passiert: Mit interessanten Ansagen.
Jetzt hat sie einen Fan mehr in mir gewonnen.
Ich will nicht so sein wie sie. Ich will sie als meinen Mentor und diese Fähigkeit lernen.
“Ich mag meine Stimme nicht”
Zum Singen gehört so viel mehr als einen schönen oder interessanten oder den ganz besonderen Stimmklang zu haben.
Und so wie die Sängerin China Moses mich von den Socken gehauen hat und mir gezeigt hat, dass Ansagen doch in die Jazzwelt gehören,
so kannst Du die Welt von jemand anderes bewegen, weil Du Dein besonderes etwas beim Singen benutzt.
Ich bekomme viele Emails in denen mir Leute schreiben: “Ich mag meine Stimme nicht” und so durch Gesangsübungen dies verändern wollen.
Aber ein schöner oder auch besondere Stimme ist nicht das, was Menschen erreicht.
In der Doku “Iris” über die 95 jährige Stilikone sagt sie zu Anfang:
“Girl, you aint pretty but you have something way more important: you have style”
In der Klassik gibt es einen Idealklang, nach dem die Stimme geformt wird.
In der Popularmusik ist das nicht so.
Da gibt es neben dem Stimmtraining noch eine weiteren wichtige Aspekt, den wir ernst nehmen müssen:
Unsere kreative oder schöpferische Energie zu entdecken und zu bündeln.
Es gibt zwei wesentliche Wege, wie wir unsere Kreativität stoppen:
- Äußerlich: Wenn ich mit anderen Musikern oder Sängern zusammen Musik mache, und ich fühle nicht, dass ich als Musikerin ernstgenommen und respektiert werde.
- Innerlich: Wenn ich entweder andere Sänger als Idol emporhebe, so werden will wie sie, mich mit ihnen vergleiche. Der Grund ist häufig schlechtes Selbstwertgefühl. Und es führt dazu, dass ich andere Sänger als Konkurrenz oder eben Idole sehe, anstatt als Mentoren oder Kollegen.
Was können wir konkret tun, um unseren Stimmklang anzunehmen?
- Lerne Deine Stimme kennen.
- Stempel Stimmen andere nicht ab.
- Frage nicht nach emotionalen Feedback a la “Magst Du meine Stimme?” ausser Deinen allergrößten Fan
Wenn der Stimmklang nicht alles ist bzw. sehr individuell ist, woran kann ich dann mich festhalten?
- Eine gesunde Stimme zu erhalten, durch gesunde Lebensweise und Gesangstechnik
- Erweitere Deine sängerischen Fähigkeiten von Intonation, Rhythmus, Groove und Aussprache
- Entwickle eine Soundvorstellung, wie Du klingen willst
Dies sind gute Grundvoraussetzungen um den Fokus vom Stimmklang zu lösen um dorthin zu gehen, andere mit Deiner Musik zu erreichen. To rock their world.
In den nächsten Podcasts geht es um ganz praktische Schritte, wie Du Deine Kreativität, Deine musikalische Individualität und Ausdrucksfähigkeit aktivieren und trainieren kannst.
Im Podcast verwendete Links & Ressourcen
- Iris Dokumentation Filmtrailer
- China Moses auf der Jazz Baltica 2015
- Ella Fitzgerald’s letzter Fernsehauftritt 1992 mit 75 Jahren
- Ken Lee
- Mariah Carey: Without you
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